LISA OSBORNE: “ANPASSEN, REAGIEREN UND WEITERMACHEN”

Im zweiten Teil von Lisa Osbornes Weg zurück ins Instruktoren-Leben sprechen wir mit ihr über ihre Gefühle nach der Operation, ihre Motivation zu genesen und wie ihr die Unterstützung anderer Instruktoren hilft, mental stark zu bleiben.

Sarah Shortt:
Hi Lisa, du siehst großartig aus! Wie fühlst du dich?

Lisa Osborne:
Mir geht es wirklich gut! Es ist absoluter Wahnsinn, dass ich nach so langer Zeit des Leidens keine Schmerzen mehr habe. Ich weiß, dass ich viel Glück habe – nicht jeder fühlt sich nach einer Operation so gut.

Kannst du ein kurzes Update geben, was passiert ist, seit wir uns das letzte Mal gesprochen haben?

Vor vier Wochen hatte ich meine Operation. Die OP selbst dauerte 90 Minuten, anschließend war ich fünf Tage im Krankenhaus. Frühmorgens hatte ich die Operation und am Nachmittag sollte ich mit Krücken aus dem Bett aufstehen. Das war das Schwerste – sowohl körperlich als auch mental. Ich bin also sehr langsam aufgestanden, oh Mann, das war das unglaublichste Gefühl! Es fühlte sich wie ein Neustart an, ich war einfach nur glücklich und aufgeregt.

Auf Empfehlung meines Arztes nutzte ich nach dem Tag der Operation das Bike, einfach um den Blutfluss in den Muskeln anzuregen. Ich arbeite daran, die Hüfte wieder in Bewegung zu kriegen und dass sich mein Körper an die neue Hüfte anpasst.

Dank Jackie und Phillip bekam ich einen erstklassigen Chirurgen. Sie haben wirklich den besten Arzt und die beste Versorgung überhaupt organisiert, dafür bin ich sehr dankbar.


Wie sah deine anschließende Reha aus?

Ich arbeite mit einem Physiotherapeuten namens Andrew, der auch technischer Berater für BODYATTACK ist, und natürlich mit meinem wunderbaren Coach Mark Holyoake.

In den ersten zwei Wochen habe ich große Fortschritte gemacht und begann wieder mit Mark zu trainieren – sehr einfache Stabilitätsübungen und kräftigende Bewegungen für meine Gesäßmuskulatur und den Core-Bereich. Ich muss noch geduldig sein bis die Muskeln, die durchtrennt wurden, und der Knochen, der angebohrt wurde, wieder geheilt sind. Deswegen kann ich keine Flexion, keinen Twist und keine Aufprallbewegungen machen – nur sehr langsame Bein- und Gesäßadduktion und -abduktion. Mit Geräten und Übungen kann ich aber meine Oberkörperkraft erhalten. Es hat mir sehr geholfen, dass ich vor der Operation bereits wusste, was ich auch ohne Hüftbeanspruchung tun kann. Meinen Oberkörper trainiere ich in den letzten drei Wochen mit Shoulder Presses, Pull-ups, Strict Muscle-ups und klassische Gymnastik Übungen… Ich versuche nichts Neues, aber es fühlt sich gut an, weil ich weiß, dass mein Körper leistungsfähig ist.

Wie ist es keine Cardio-Workouts zu machen?

Die größte mentale Herausforderung ist es, zu akzeptieren, dass meine Workouts nun anders aussehen und ich nicht mehr aus denselben Gründen trainiere. Solange ich ein Trainings-Programm habe, bin ich zufrieden. Mark verändert jeden Tag meinen Ablauf und gibt mir Haltungs- und Gesäßübungen – zusätzlich zu meiner täglichen Reha.
Seit Wochen habe ich ohne hohe Herzfrequenz trainiert, das ist sehr hart. Ich habe ein wenig zugenommen – vielleicht auch weil ich noch immer jeden Tag Schokolade esse! Jeder im LES MILLS Office weiß, dass ich eine Naschkatze bin.

BODYATTACK 103 war die erste Masterclass ohne dich als Presenter seit Release 73, die du aufgrund deiner Schwangerschaft nicht unterrichten konntest. Wie schwer war das?

Ich war gar nicht so traurig, weil ich noch immer ein Teil dessen war – Ich habe alle Choreografien entworfen, die Release war komplett fertig, bevor sie an die Presenter ging. Ich coachte das Team während der Filming Week mit Dan (Mauron) und ging auf die Bühne, um die Release einzuleiten.
Sie hatten mein absolutes Vertrauen, dass sie das Produkt so rüberbringen, wie ich es mir vorgestellt habe – und sie haben einen großartigen Job geleistet. Ich war sehr stolz auf das Team.
Aber verstehe mich nicht falsch, ich freue mich wirklich, wieder auf die Bühne zurückzukehren. Es fühlte sich ein wenig so an, also ob man eine große Feier organisiert und dann selbst nicht kommen kann – jeder hat Spaß dabei! Natürlich will ich wieder ein Teil dessen sein.

Wie wirst du BODYATTACK 104 choreografieren?

Die Hälfte der Choreografie habe ich bereits vor meiner Operation vorbereitet, also bleibt nur noch die andere Hälfte zu entwickeln – vor meiner OP habe ich sehr viel gearbeitet, um voranzukommen.

Es ist schwer bei 104 nicht körperlich dabei zu sein. Ich kann das Workout noch immer fühlen, mich hineindenken und es sehen – deswegen habe ich einige Leute, die als meine Ersatzkörper dienen. Sie probieren Dinge aus und geben mir ihr ehrliches Feedback.

Dein großes Ziel ist es, beim Oktoberdreh in Shanghai dabei zu sein. Wenn das nicht dein Antrieb wäre, würde deine Reha anders verlaufen?

Nein. Sie wäre genauso. Training ist mein Lebenselixier und ich liebe es, fit und gesund zu sein. Ob ich Shanghai als Ziel hätte oder nicht, ich würde immer versuchen zurückzukommen. Ich möchte wieder mit meinen Kids rennen und die Treppen hinuntergehen können, um ihnen einen Gute-Nacht-Kuss zu geben.

Mein oberstes Ziel ist es, wieder BODYATTACK zu unterrichten, und ich würde gerne ein paar mehr Classes unterrichten. Ich musste in den letzten 18 Monaten Vieles wegen meiner Hüfte aufgeben, aber diese Zeit hat mir auch gezeigt, wie sehr ich das Unterrichten liebe.
Ich liebe es, ein Fitness-Vorbild für LES MILLS zu sein. Auch das motiviert mich. Shanghai ist nicht mein Ziel. Ich will Teil des Filmings sein, aber meine eigentliche Motivation ist es, zu meinen Kursen zurückzukehren.


Dein Mantra ist “anpassen, reagieren und weitermachen”. Kannst du das weiter ausführen?

Es geht darum, wie ich schwere Zeiten meistere. Es ist normal, dass man schlechte Tage hat, aber es ist zu leicht zu sagen, dass man etwas nicht kann.

„Anpassen“ bedeutet, dass man sich an Veränderungen anpassen muss. Ich verstehe, dass ich im Moment keine Cardio-Workouts machen kann, also absolviere ich stattdessen mein Rehaprogramm mit Kraft und Core-Arbeit. Ich kann meine Hüfte nicht belasten, aber ich kann etwas für meinen Oberkörper tun.

„Reagieren“ bezieht sich auf die Reaktion meines Körpers bezüglich verschiedener Trainingseinheiten, die ich absolviere. Es ist die Antwort auf die verschiedenen Stimuli.

Weitermachen” heißt, dass man nicht aufgeben soll. Es klingt hart, aber wenn man etwas wirklich will, dann musst du dafür arbeiten. Ich bin sehr selbstdiszipliniert und weiß, dass ich hart arbeiten muss, um wieder ein Vorbild für meinen Kurs zu sein. Ich erwarte nicht, dass ich einfach zurückkomme und wieder beim Shanghai-Dreh dabei bin.
Es geht darum, dass du weißt, was du willst und dich darauf fokussierst. Ich möchte unterrichten, also mache ich alles dafür, dass ich zurückkomme.

Du hast von Instruktoren weltweit Unterstützung erhalten. Wie hat dir das geholfen, stark zu bleiben?

Ich bin so dankbar und demütig gegenüber der Unterstützung, die mich erreicht hat. Es ist so inspirierend und hat mir definitiv geholfen, weiter nach vorne zu schauen. Ich denke, die Menschen fühlen sich auch verbunden, weil meine Geschichte nachempfindbar ist. Ich bin niemand Besonderes, einfach ein Instruktor wie jeder andere.

Ich denke, die Leute mögen meine Geschichte, weil sie sehen, dass aus etwas Schlechtem auch etwas Gutes kommen kann. Ich liebe es, solche Geschichten im Fernsehen zu sehen, wenn jemand plötzlich wieder laufen kann. Dass ich nach meiner Operation wieder aufstehen konnte, hat mich mit sehr viel Freude erfüllt. Und als ich auf das Rad durfte, oh Mann, es war wie ich fahre Fahrrad! Es war eine Emotion hin von Traurigkeit zu Dankbarkeit. Und ich muss sagen, ich liebe Happy Ends.

Wenn du selbst die Erfahrung gemacht hast, dass irgendeine Art von Schmerz während deines Trainings auftritt oder du operiert wurdest, dann konsultiere immer einen Arzt und frage nach dessen Rat, bevor du wieder körperlich trainierst (geschweige denn unterrichtest).


AUF EIN WORT MIT ANDREW NEWMARCH, LISAS PHYSIOTHERAPEUTEN

Sarah Shortt:
Kannst du erklären, was genau die Operation beinhaltet hat?

Andrew Newmarch:
Der Chirurg hat einen posterioren/lateralen Zugang gelegt, bei dem die Gluteus-Sehne durchtrennt und das Hüftgelenk freigelegt wurden. Sie verlagerten die Hüfte, um die Gelenkkugel durch eine Prothese zu ersetzen. In Lisas Fall wurden sowohl die Femurkomponente (Kugel) als auch das Acetabulum (Pfanne) erneuert.

Wie haben du und Lisa in der Reha zusammengearbeitet?

Lisa ist unglaublich fit und stark, weswegen sie sehr viel schneller Fortschritte gezeigt hat als es andere in ihrer Lage hätten! Wir setzten uns zu Beginn zusammen und legten die Richtlinien für ihr Training fest.

Lisa und ihr Coach Mark sind sehr intelligent an ihre Rehabilitation herangegangen, ich musste nur hier und da Input liefern, um den Prozess zu begleiten. Ich bekomme Aufzeichnungen von Lisas Einheiten mit Mark, die Lisa einen nahtlosen Trainingsprozess bis hin zu ihrem ersten Check nach sechs Wochen ermöglichen. Die beiden sind von Anfang sicher an die Sache herangegangen, es ist beeindruckend sie als Team arbeiten zu sehen!

Wir arbeiten viel an ihrer isometrischen Ausrichtung und beziehen gezielt ihre Adduktoren, Gesäßmuskeln und Hüftbeuger mit ein, ebenso ihre tiefliegenden Bauchmuskeln. Sie hat ein Indoor-Bike, um ihr Gelenk zu mobilisieren und ihren Bewegungsumfang zu erhalten/zurückzugewinnen; außerdem versuchen wir so zu trainieren, dass ihr Herz-Kreislaufsystem auf ihrem Niveau bleibt. Das ist eine große Herausforderung, da Lisas Motor auf höchster Stufe arbeitet! Wir haben regelmäßige Besprechungen geplant, in denen wir mögliche Probleme, die durch die Arbeit entstehen könnten, besprechen; und um einige Verhärtungen ihres Gewebes während der Rehabilitation zu lösen.

Sie war sehr geduldig und ist intelligent mit ihrem Training und ihrer Reha umgegangen. Ich weiß, dass das alles eine große Herausforderung für sie ist, aber ich glaube, dass Lisas präoperativer Einsatz für ihre Gesundheit, Fitness und Stärke geholfen hat, den weiteren Prozess schnell und sicher anzugehen. Manchmal hat sie mich sehr überrascht.

Morgen hat Lisa ihre Röntgenuntersuchung (sechs Wochen nach der OP), bei der uns der Chirurg sagen wird, wie wir weitermachen können. Er wird wird überprüfen, ob sich die Prothese seit der Operation bewegt hat. Wenn wir das Okay von ihm bekommen, können wir mit verschiedenen Bewegungsabläufen beginnen. Lisa hat hauptsächlich mit der Sagittalebene gearbeitet, aber wenn alles beim Arzt gut läuft, dann können wir in die lateralen Bewegungsabläufe übergehen und einige dynamische Stabilitäts- sowie reaktive neuromuskuläre Kontrollübungen aufnehmen.

Angenommen das Röntgenbild ist gut, dann beginnen wir die verlorenen Bewegungsmuster von BODYATTACK anzugehen und in den nächsten sechs bis acht Wochen daran zu arbeiten, damit Lisa für ihr Comeback auf der Bühne gerüstet ist.

Wir wissen, dass jeder anders auf Trainingseinheiten/Krankheiten/Operationen etc. reagiert. Deswegen musst du dir immer den Ratschlag deines Physiotherapeuten und/oder zu Sport, Fitness und Bewegung einholen.

P.S. Lisa hat großartige Neuigkeiten bezüglich ihres Sechs-Wochen-Checks beim Chirurgen – alles ist dort, wo es sein soll! Andrew hilft Lisa nun, den nächsten Schritt zurück auf die Bühne zu wagen.

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