Zu viel des Guten?

Wie oft hat sich ein Mitglied oder Kunde schon bei dir beschwert, dass er trotz seiner gesunden Essgewohnheiten und seiner konsequenten Fitnessroutine kein Gramm Körperfett verliert oder keine Muskeln aufbaut? Ich schätze, viel zu oft.

Bei derart frustrierten Personen ist es wichtig, sich zunächst anzuschauen, ob sie ihre Energie aus hochwertigen Lebensmitteln beziehen. Wenn sie sich ausgewogen ernähren und ihren Bedarf an Kohlehydraten, Protein und Fett durch unverarbeitete Lebensmittel decken, ist möglicherweise ein Faktor dafür verantwortlich, der nicht ganz so offensichtlich ist… STRESS.

Stress, ob körperlich oder psychisch, beeinflusst das innere Kommunikationssystem des Körpers, das durch Hormone gesteuert wird. Diese Botenstoffe senden Informationen durch das Blut und beeinflussen mehrere Prozesse, die Auswirkungen auf die Fett- und Muskelmasse haben. Unser Körper reguliert kontinuierlich die Freisetzung von Hormonen, basierend auf unseren täglichen Aktivitäten.

Eines der wichtigsten Stresshormone ist Cortisol. Cortisol kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, den Stoffwechsel zu regulieren und Entzündungen zu hemmen. So wirkt sich eine kurzfristige Erhöhung des Cortisolspiegels positiv auf den Aufbau und die Regeneration der Muskulatur aus. Eine langfristige Erhöhung hat jedoch negative Auswirkungen, wie starke Ermüdung der Muskeln und Gelenkschmerzen.

Akuter Stress verursacht eine schnelle Freisetzung von Cortisol, das die Aufnahme von Kohlehydraten und Fett anregt und gleichzeitig den Blutzuckerspiegel konstant hält. Das Endergebnis dieses Prozesses ist eine genaue Kontrolle des Appetits, bei der man seine Energiereserven mit der richtigen Menge an Essen auffüllt und gleichzeitig seinen Stoffwechsel in Schwung bringt. Chronischer Stress verursacht eine stetige Freisetzung von Cortisol und ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt. Als Reaktion darauf wird der Appetit nicht kontrolliert, was dazu führen kann, dass zu viel gegessen wird und sich der Stoffwechsel verlangsamt.

Wie beeinflusst Bewegung dieses Verhältnis? Körperliche Aktivität ist eine Form von Stress. Die ideale LES MILLS Trainingsroutine von 3- bis 4-mal Cardio (BODYATTACK, BODYCOMBAT, LMI STEP, BODYJAM, SH'BAM, RPM), 2- bis 3-mal Kraft (BODYPUMP, BODYBALANCE, CXWORX, LES MILLS BARRE) und 1 bis 2 HIIT Workouts (LES MILLS GRIT, LES MILLS SPRINT) pro Woche kann zur Erhaltung des idealen Körpergewichts durch mehrere Cortisolausschüttungen beitragen. Aber ist es möglich, dass es zu viel des Guten sein könnte? Zu viele Workouts und zu viel Cortisol? Die Antwort lautet: JA!

Meistens überlegen wir, wie wir eine regelmäßige Trainingsroutine fördern können, da die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht sportlich aktiv ist. Allerdings müssen wir auch das weniger verbreitete Szenario einer übermäßigen Aktivität betrachten. Wenn ein Mitglied Tag für Tag, Woche für Woche trainiert ist es wahrscheinlich, dass sein Cortisolspiegel aufgrund des anhaltenden Stresskreislaufs von übermäßigem Training ohne richtige Erholung erhöht bleibt.

Schließlich entwickelt sich dieser Kreislauf zu einem Zustand, der als „Overreaching“ (= kurzzeitiges Übertraining) bezeichnet wird. Die Anzeichen hierfür sind ungesunde Heißhungerattacken, schlechte Laune und Schlafmangel. Zusammen können diese Symptome zu einer Gewichtszunahme führen. Im schlimmsten Fall kann ein „Overreaching“ in ein Übertraining mit verheerenden Folgen für den Stoffwechsel übergehen, die sich nur schwer wieder rückgängig machen lassen. Zur Vermeidung dieser Folgen ist es ratsam mindestens einen trainingsfreien Tag pro Woche einzuplanen. Zwei Schlafzyklen ohne Workouts (auch kein BODYBALANCE) sind optimal, um die Regeneration zu unterstützen.

Als Instruktor sind diese Strategien möglicherweise schwer umzusetzen, besonders wenn das Unterrichten von LES MILLS Classes den Großteil deines monatlichen Einkommens ausmacht. Wenn dies der Fall ist und du über den empfohlenen Richtlinien für körperliche Aktivität liegst, erfasse mal die Herzfrequenz während einer typischen Aktivitätswoche mit einem Polar Herzfrequenz-Sensor. Ermittle, wie lange du dich während des Trainings über dem empfohlenen Wert von 90 % der maximalen Herzfrequenz befindest. Befindest du dich aber 10 % der gesamten Trainingszeit darüber, solltest du dir Gedanken machen, wie du die hohe Intensität reduzieren kannst. Wenn du z. B. GRIT oder SPRINT mehrmals pro Woche unterrichtest, versuche bewusst mehr Zeit mit dem Coaching zu verbringen, besonders wenn deine Teilnehmer mit den Programmen vertraut sind. Oder mache während intensiver Cardio-Programme wie BODYATTACK oder LMI STEP ein paar zusätzliche Wiederholungen mit den Optionen für eine geringere Intensität.

Wenn du falsche Ernährung bei deinen eigenen Zielen und denen deiner Teilnehmer bezüglich mangelnden Fortschritts ausschließen kannst, dann ziehe Stress in Betracht. Zusätzlich zu physiologischem Stress durch Überanstrengung kann das Problem bei manchen Menschen an einer längeren psychischen Belastung aus ihrem persönlichen oder beruflichen Umfeld liegen. Stress ist ein komplexes Thema. Wenn wir verstehen, wie wir anderen erklären können, wie man Gruppenfitness als positiven körperlichen Stress nutzen kann, um den negativen mentalen Stress zu reduzieren, wird es Menschen helfen, ihre Gesundheit zu verbessern und den Fettab- und Muskelaufbau zu optimieren.