„Am Anfang hatte ich gar keine Unterstützung. Alle, die ich kannte waren enttäuscht von mir.“

Vom Schock, im Alter von 17 Jahren Vater zu werden, bis zum Höhenflug als LES MILLS Ambassador: BODYCOMBAT- und BODYPUMP-Presenter Vili Fifita erzählt von seinem einzigartigen Weg zum Erfolg.

Sarah Shortt (SS): Hallo Vili. Ich weiß, dass die Dreharbeiten zu den Q1'22 Releases unglaublich stressig waren, da Neuseeland in der Zeit im Lockdown war. Wie bist du mit der Herausforderung umgegangen, Mitten in dieser Phase die neuen Releases zu drehen?

Vili Fifita (VF): Ja, es war hart, aber ich habe das Gefühl, dass ich weiß, wie ich mich auf alles vorbereiten kann. Das liegt daran, dass ich meine Lebensaufgabe kenne: ein solider Vater zu sein und meine Tochter Piper zu versorgen, egal in welcher Situation.

Ich war 17, als ich erfuhr, dass Khiran [Huston, Vilis Frau] schwanger war. Das war echt ein Schock! Als die Leute davon erfuhren, wurde ich mit allen Schimpfwörtern beschimpft, die es gibt. Mir wurde gesagt, dass mein Leben vorbei sei, dass ich ein Nichts sei. Meine Familie schrie mich förmlich an, dass ich es zu nichts bringen würde. Fast sofort verließen mich alle, die eigentlich meine Freunde waren (oder es vorgaben zu sein).

Ich war so gestresst und wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Ich hatte keinerlei Unterstützung. In diesem Alter sollten Teenager die Highschool genießen - vor allem diejenigen, die sich auf das College vorbereiten. Aber ich lernte sehr schnell, dass ich alle meine Gefühle abstellen und einen Job finden musste, irgendeinen Job, damit ich für mein Baby sorgen konnte. Sie war der einzige Grund, warum ich weitermachen konnte. Sie und Khiran waren die einzigen Menschen, an die ich dachte.

Meine Eltern waren unzufrieden, weil ich der Rugby-Star sein sollte. Ich habe seit meinem fünften Lebensjahr Rugby gespielt und hatte das Talent, die Fähigkeiten und die Leidenschaft, es in die Top-Auswahl zu schaffen, weil meine ganze Familie Rugby lebte, spielte und atmete. Mein Vater war mit einem Vertrag aus Tonga nach Neuseeland gekommen, um Rugby zu spielen, und lernte meine Mutter durch meinen Großvater kennen, der Vorsitzender eines Rugbyclubs in Auckland war. Meine starke Arbeitsmoral verdanke ich bis heute meinem Vater.

Nachdem ich Vater geworden war, glaubte niemand mehr an mich. Alle zweifelten an mir und niemand glaubte, dass ich ein guter Vater sein würde, der für seine Tochter sorgen könnte. Die Leute sahen auf mich herab und sagten: "Du bist ein Verlierer, aus dir wird nichts", das war der Grund für mein starkes Streben nach Erfolg.

SS: Wie ging es dienem Vater in dieser schwierigen Zeit?

VF: Als er von der Schwangerschaft erfuhr, hatte ich Angst, dass er mich umbringen würde! Ehrlich gesagt, habe ich mich geistig und körperlich darauf vorbereitet: Okay, zuerst wird er mich schlagen, weil ich unsere ganze Familie verärgert habe. Dann wird er diese Schläge mit einem Holzstock wiederholen, aber etwa zehnmal härter, weil ich Khirans Familie verärgert habe, hahaha! Aber ich hatte mich geirrt: Er sprach nur in einem sanften, ruhigen Ton und sagte: "OK, du hältst dich für einen großen Mann. Glaubst du, du kannst in deinem Alter einen Menschen großziehen? VIEL GLÜCK!" Dann ging er einfach weg. Ehrlich gesagt, es tat höllisch weh. Ich wünschte, ich hätte stattdessen die Prügel bekommen.

Er gab mir eine Woche Bedenkzeit und fragte mich dann, wie ich mich fühle. Ich antwortete ihm: "Ich habe eine große Verantwortung zu erfüllen, also muss ich mir einen Job suchen." Er nickte nur und lächelte. Bald darauf machte er mich mit dem Maschinenbau bekannt, der neben dem Rugby sein Berug ist, und das auf höchstem Niveau. Das war ein Neuanfang für mich, und ich entdeckte das Fitnessstudio und das Bodybuilding.

Leider verstarb mein Vater noch vor Pipers erstem Geburtstag. Ich weiß aber, dass er im Geiste bei uns war. Ich bin sehr dankbar für die Lektionen, die er mir über Selbstvertrauen und Unabhängigkeit beigebracht hat.

Wie war es, als Piper auf die Welt kam?

Es war hart. In diesem Alter ist es dem Baby egal, wie alt man ist. Es will nur gefüttert werden und die Windeln gewechselt bekommen. Ich habe schon früh gelernt, dass niemand kommt, um mich zu retten. Ich konnte nicht einfach gehen: "Hallo Freunde, hallo Familie - könnt ihr euch um mein Baby kümmern, bis ich mein Leben auf die Reihe kriege?" Was habe ich also getan? Ich musste mir selbst den Rücken stärken und es akzeptieren.

Wenn die Leute erfahren, dass du selbst noch ein Kind bist und ein Baby bekommst, schauen alle auf dich herab. Ich konnte nicht einmal die Straße entlanggehen, ohne verspottet zu werden. Nachdem ich Vater geworden war, glaubte niemand mehr an mich. Alle zweifelten an mir, und niemand glaubte, dass ich ein guter Vater sein würde, der für seine Tochter sorgen könnte. Die Leute haben auf mich herabgesehen und gesagt: "Du bist ein Verlierer, aus dir wird nichts", das war der Grund für mein starkes Streben nach Erfolg. Das hat mir ein Selbstvertrauen gegeben, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es habe und mir geholfen, die ultimative Version meiner selbst zu werden. Deshalb verlasse ich mich auch heute noch nicht auf andere.

Weißt du, was echt witzig ist? Wenn man von dem Moment damals 16 Jahre vorspult - bis heute - wollen viele der Leute, die sich früher über mich lustig gemacht haben, dass ich sie trainiere. Leute, die mich früher angesehen haben, als wäre ich ein Nichts, kommen jetzt mit ihren Frauen in meinen Kurs. Männer, die früher wegschauten, wenn ich die Straße entlanglief, fragen mich jetzt: "Wie stärke ich meinen Rumpf wie du? Wie bekomme ich Arme wie du? Wie kann ich gesünder leben?" Ich hege keinen Groll, aber manchmal denke ich mir: Verdammt, es ist schon komisch, wie sich manche Dinge entwickeln.

Obwohl die Rehearsals (Proben für die Masterclass Filmings) und die Dreharbeiten während des Lockdowns körperlich und geistig anstrengend waren, wusste ich, dass ich damit fertig werden würde - weil ich in der Vergangenheit schon so viel durchgemacht habe.

SS: Seit kurzem bist du LES MILLS Ambassador. Du hast phänomenalen Erfolg im Gruppenfitnessbereich. Was ist deiner Meinung nach der Schlüssel, um großartige*r Instruktor*in zu werden?

VF: Man muss wissen, warum man unterrichten will. Ich mache es, weil ich weiß, dass sich jedes Mal, wenn ich auftauche, jemand darauf verlässt, dass ich ihm oder ihr ein großartiges Fitness-Erlebnis biete. Du musst jedes Mal mit Hingabe dabei sein, und du musst es lieben, etwas zu geben.

Ich liebe es einfach, Menschen zu unterrichten. Ich liebe es zu sehen, wie sie Dinge tun, von denen sie nie gedacht hätten, dass sie dazu fähig sind: dieses Gewicht heben oder diese Bewegung ausführen. Ich möchte, dass sie Erfolg haben, vor allem diejenigen, die wirklich nervös und schüchtern sind - diejenigen, die in der letzten Reihe anfangen, weil sie nicht gesehen werden wollen. Nach und nach werden sie selbstbewusster und rücken näher an die erste Reihe heran und ehe man sich versieht, stehen sie in der ersten Reihe und verlangen nach bestimmten Tracks. Ich mag es, ihr Selbstvertrauen durch Gruppenfitness zu stärken und wachsen zu sehen.

Es ist eine bewusste Entscheidung, zu unterrichten. Für mich ging es nie um Geld oder darum, berühmt zu werden. Es geht nicht darum, die fitteste Person im Raum zu sein (es sei denn, es handelt sich um einen Wettbewerb, haha!). Ich habe mich entschieden, diesen Menschen eine bestimmte Anzahl von Stunden pro Woche zu widmen und ich erwarte keine Gegenleistung. Man muss in der Lage sein, selbstlos zu geben.

Im Grunde geht es darum, dass man das Fitnessprogramm, das man unterrichtet, liebt und dass man selbst sehr, sehr präsent ist. Sei einfach du selbst. Das ist viel wertvoller, als zu versuchen, andere zu imitieren.

SS: Du unterrichtest viele Classes im LES MILLS Auckland City. Was glaubst du, warum die Leute immer wieder zu deinen Workouts kommen?

VF: Ich glaube, sie mögen es, dass ich mich ihnen gegenüber wohl fühle, dass ich weiß, wer ich bin und nichts beschönige. Wenn man zu meinem Kurs kommt, komme ich direkt auf den Punkt. Egal, was für einen Tag ich hinter mir habe, ich gebe immer hundertzehn Prozent. Ich liebe es, mit Menschen zu trainieren und es spielt keine Rolle, wie viele es sind: Ich würde fünf Menschen die gleiche Energie und Liebe schenken wie Tausenden. Ich drehe nicht für 100 Leute auf und für fünf ab. Ich gebe die gleiche Menge an Energie, egal wer und wie viele im Raum sind. Es geht darum, diejenigen zu respektieren, die ihre Zeit geopfert haben, um mit dir zusammen zu sein.

Ich möchte, dass alle erfolgreich sind, vor allem die Leute, die wirklich nervös und schüchtern sind - diejenigen, die in der letzten Reihe anfangen, weil sie nicht gesehen werden wollen. Nach und nach werden sie selbstbewusster und rücken näher an die erste Reihe und ehe man sich versieht, fordern sie Titel an und stehen in der ersten Reihe. Mir gefällt es, ihr Selbstvertrauen durch Gruppenfitness zu stärken.

SS: Was ist dein bester Rat für Instruktor*innen, die ihre Fähigkeiten weiterentwickeln wollen?

VF: Man muss offen sein, um Feedback zu erhalten. Und auch - es langsam angehen lassen, und den Entwicklungs-Prozess nicht zu überstürzen. Versuche nicht, perfekt zu sein. Ich mache das so, dass ich mich jedes Jahr neu bewerte, um zu sehen, wo meine Reise insgesamt hingeht. Ich bewerte all die Dinge, an denen ich arbeiten muss - und es gibt immer etwas, an dem ich arbeiten kann: Beweglichkeit, Schnelligkeit, Coaching, von bestimmten Dingen mehr oder weniger machen... die Liste ist endlos.

Natürlich ist es das Wichtigste, offen für das Feedback zu sein, aber man muss auch wissen, wie man es umsetzt. Sobald du Feedback erhalten hast, liegt es an dir, es zu verinnerlichen und herauszufinden, wie du dich weiterentwickeln kannst. Man muss ehrlich zu sich selbst sein, sich selbst überprüfen und damit klarkommen, dass man scheitert und neue Lektionen lernt.

Ich will immer lernen; ich fühle mich jeden Tag wie ein Schüler. Ich liebe es, den Meistern auf ihrem Gebiet zuzuhören und das Wissen wie ein Schwamm aufzusaugen. Jedes Mal, wenn ich Zeit mit Dan und Rach verbringe, wissen sie, dass ich nicht viel sagen werde, weil ich mich nur darauf konzentriere, die neuen Informationen aufzusaugen. Und dann versuche ich, das Gelernte in meinen Classes anzuwenden - nur kleine Teile, aber ich bleibe mir dabei treu. Das ist manchmal eine Herausforderung, macht aber immer Spaß.

Es ist großartig, regelmäßig bei Filmings dabei zu sein, denn so kann ich sehen, wie ich mich jedes Quartal verbessere. Ich will immer besser werden, und solange ich das möchte, werde ich auch immer besser werden.

Ein Beispiel: Nach jedem Dreh sitzen Khiran und ich mit Piper auf der Couch und schauen uns die erste Version der Masterclasses an, die Khiran und ich gefilmt haben. Wenn wir uns zuerst BODYCOMBAT ansehen, dann geben Piper und Khiran mir Feedback. Ehrlich gesagt, fangen sie sofort an, auf mich einzudreschen -bang, bang, bang, bang, bang! "Du musst dies tun, tu das nicht..." Wenn ich dann an der Reihe bin, sage ich: "Cool, ich nehme das Feedback und merke es mir. Einiges davon ist persönlich und ich könnte sagen: "Das hat nichts mit dem Programm zu tun, aber gut..." Dann ist Khiran an der Reihe, und Piper und machen das Gleiche mit ihr. Unsere Tochter ist unsere größte Kritikerin. Manchmal schweigt sie, und dann weiß ich, dass es ihr gefällt. Aber manchmal fragt sie auch: "Warum machst du das? Und dies und das, Papa?" Sie ist ehrlich gesagt meine größter Kritikerin... das kann brutal sein!

SS: In den letzten Releases hast du direkt in die Kamera unterrichtet, anstatt das Publikum. Wie war das für dich?

VF: Ich nenne es harten Spaß! Alles, was man sehen kann, ist diese kleine Linse, und wenn ich mit ihr spreche, versuche ich, mir Hunderttausende von Menschen hinter der Kamera vorzustellen.

Als wir BODYCOMBAT 90 drehten, sagte der Regisseur, ich solle auf das kleine blinkende Licht schauen - den orangefarbenen Aufkleber in der Ecke. Während ich also laut sagte: "Hey, willkommen bei BODYCOMBAT!", fragte ich mich im Kopf: "Welcher orangefarbene Aufkleber? Schaue ich überhaupt zur richtigen Stelle?" Als ich mir das Video noch einmal ansah, konnte ich feststellen, dass ich tatsächlich etwas von der Kamera weggeschaut hatte.

Aber ich werde immer besser darin. Jetzt sage ich mir, dass das kleine Licht mein bester Freund ist. Ich bin ziemlich gut darin, dem Licht zu folgen und bin gleichzeitig in der Lage, ihm etwas beizubringen, weil ich weiß, dass sich hinter dieser kleinen Linse Millionen von Menschen befinden.

Unsere Tochter ist unsere größte Kritikerin. Manchmal schweigt sie, und dann weiß ich, dass es ihr gefällt, aber manchmal fragt sie: "Warum machst du das und das und das, Papa? Sie ist ehrlich gesagt mein größter Kritiker... das kann brutal sein!

SS: Und was war für dich in den letzten Jahren die größte Herausforderung?

VF: Zu lernen, geduldig zu sein. Ich bin nicht von Natur aus ein geduldiger Mensch, aber in den letzten zwei Jahren bin ich viel ruhiger geworden, viel aufmerksamer. Ich denke viel mehr nach, bevor ich etwas sage. Aber das Wichtigste ist, geduldig zu sein. Geduld hat mir geholfen, mich zu beruhigen, und sie hat es meinem Gehirn ermöglicht, auf ein neues Level zu kommen.

Früher war ich so ungeduldig; ich wollte alles sofort haben. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mir das nicht geholfen hat, weil ich frustriert war, wenn die Dinge nicht nach Plan liefen, und ich war nicht gut darin, umzuschwenken. Wenn ich für etwas trainiert hatte und es nicht klappte, war ich sehr verärgert.

Ich fing an, viel mehr darüber nachzudenken, was ich tat: wie ich rüberkommen wollte, wie ich unterrichten, auftreten, mit mir selbst umgehen wollte.... Und ich stellte fest, dass, sobald ich langsamer wurde und aufhörte, zu erwarten, dass alles auf eine bestimmte Weise abläuft, die Dinge viel ruhiger wurden. Die Pandemie kam, wir hatten all diese Lockdowns, aber ich konnte mit der Ungewissheit auf eine Weise umgehen, wie ich es vor fünf Jahren nicht gekonnt hätte.

Außerdem habe ich in letzter Zeit meine Beweglichkeit verbessert. Ich dehne mich jeden Tag und ich habe mich in die Kraft der Stille verliebt: Allein das Halten einer Position hilft mir, meinen Geist zu beruhigen.

SS: Wenn Du deinem 17-jährigen Ich einen Rat geben könntest, was würdest du sagen?

VF: Alles wird gut. Du kannst mehr erreichen, als du denkst. Ich würde ihm sagen, dass du alles allein schaffen kannst. Du brauchst niemand anderen. Vertraue und glaube an dich selbst.

Ich würde sagen, dass Piper super unabhängig, klug, selbstbewusst und stark sein wird. Sie wird ein Licht in der Welt sein. Denn das ist sie.

Und außerdem: Sei geduldig, denn es muss nicht alles sofort passieren. Gut Ding will Weile haben.

Vili Fifita ist ein LES MILLS TONE, BODYCOMBAT, BODYPUMP, LES MILLS CEREMONY, LES MILLS CONQUER Instruktor, ein LES MILLS SPRINT Coach und ein LES MILLS GRIT Trainer/ Presenter. Er lebt in Auckland, Neuseeland. Folge Vili auf Instagram.