„SEI SO GUT, DASS SIE DICH NICHT IGNORIEREN KÖNNEN“.

Natasha Vincents Karriere als Instruktorin ist beeindruckend, doch der Weg dorthin war nicht immer leicht. Sie erzählt, wie sie die Herausforderungen am Anfang ihrer Reise überwunden hat, um ihre Ziele zu erreichen.

SARAH SHORTT:

Hallo Tash! Du bist eine Frau mit vielen Talenten: Moderatorin, Trainerin UND Gruppenfitnessmanagerin für LES MILLS GRIT, LES MILLS CONQUER und CEREMONY bei LES MILLS Auckland City. Mich würde interessieren, was für dich das Beste dieser Rolle ist und ob es etwas gibt, was du daran gar nicht magst.

TASH VINCENT:

Das Beste ist, dass ich Instruktoren rekrutieren, weiterbilden und auf ihrem Weg begleiten kann. Wenn du anderen Menschen dabei hilfst, ihr volles Potenzial zu entfalten, ist das einfach großartig. Was ich ebenfalls sehr schätze ist, dass ich von sehr energiegeladenen Menschen umgeben bin! Es ist ein sehr offenes Umfeld, in dem man sich nach den Kursen mit den Instruktoren austauschen kann und erfährt, wie es ihnen geht. Die Arbeit mit Gleichgesinnten macht es einfacher, ein Team zu bilden, das über sich hinauswächst.

Auf der anderen Seite mag ich es nicht, daran erinnert zu werden, dass ein Fitnessstudio ein Business ist. Das bedeutet, dass viele Augen auf die Teilnehmerzahlen, den Kursplan, etc. gerichtet sind. Manchmal muss ich harte Entscheidungen treffen und z. B. Classes vom Kursplan nehmen, weil sie nicht gut genug performen. Das ist definitiv das Schwierigste. Der Druck ist groß, denn LES MILLS Auckland City ist unser Vorzeigestudio und die Erwartungen sind dementsprechend hoch.

Für alle von uns, die eine gute Beziehung zu ihrem Gruppenfitness- oder Studiomanager haben wollen, was ist dein Rat?

Es geht um mehr als nur pünktlich zu deiner Class zu erscheinen. Es geht darum, dass du beständig unterrichtest und dich nicht nur in deinem Programm engagierst, sondern auch für andere Instruktoren. Die Leute, die ich in meinem Team haben möchte, sind diejenigen, die nicht nur zuverlässig sind, sondern auch Energie ins Studio bringen. Sie sind gut vernetzt und haben ein gutes Verhältnis zu den anderen Instruktoren im Team.

Mein Rat: Mach deine Arbeit und lass deinen Ballast zu Hause. Bereite dich auf deine Class vor, eigne dir Fachwissen an, aber sei auch in der Lage, zu performen – egal, was gerade los ist. Wenn Instruktoren ihre Probleme mit ins Studio bringen, erkennt man das sofort. Selbst wenn du einen schrecklichen Tag hast, musst du in der Lage sein, deine Sorgen auszublenden und als Instruktor zu glänzen. Danach kannst du dich wieder mit den Dingen befassen, die dich beschäftigen. Wenn du zu 100 Prozent sagen kannst, dass du dein Bestes gibst, um deinen Teilnehmern eine unglaubliche Trainingserfahrung zu bieten, dann sollte sich jede Class wie deine beste Class anfühlen.

Wie hat dein Weg als Instruktorin begonnen?

Ich arbeitete im Member Services Team bei LES MILLS Auckland City und besuchte immer mittags die GRIT Classes. Lustigerweise kamst du, Sarah, auf mich zu und fragtest mich, ob ich bei den GRIT Filmings dabei sein wollte, haha! Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst, aber du sagtest, dass ihr Teilnehmer braucht und hast mich zum GRIT 13 Filming eingeladen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde oder wie groß LES MILLS als Marke ist.

Und dann kam eins zum anderen. Bei den Filmings fragte mich Les Mills Junior, ob ich Instruktorin sei und ob ich nicht Lust hätte, zu unterrichten. Daraufhin absolvierte ich meine Ausbildung zur LES MILLS Instruktorin und begann, bei LES MILLS New Lynn zu arbeiten, wo Tauvaga Siolo als Gruppenfitnessmanager tätig war. Er meinte: „Okay, du hast die Ausbildung gemacht. Zeit, zu unterrichten!“ Er wurde mein Mentor.

Wie bist du Presenter geworden?

Das Team von LES MILLS International war auf der Suche nach neuen Presentern und fragte mich und einen anderen neuen Instruktor, TJ, ob wir bei GRIT 15 als Shadows dabei sein wollten. Ich war bei allen Proben für die Dreharbeiten dabei und dann wurden TJ und ich gebeten, eine komplette Class bei LES MILLS Auckland City zu unterrichten. Ich hatte gerade erst meine erste Class in New Lynn unterrichtet und um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, was da passierte. Das gesamte Kreativteam von LMI (LES MILLS International) sah zu. Wir wussten es zu der Zeit nicht, aber sie bewerteten uns, um zu sehen, ob wir Presenter sein könnten. Wir waren so unerfahren, wir hatten einfach keine Ahnung. Und die Class lief schrecklich.

Hast du danach ein Feedback vom Team bekommen?

Ja. Mir wurde gesagt, dass meine Leistung enttäuschend war und ich nicht auf dem Niveau unterrichtete, das sie sich von mir erhofft hatten.

Wow, das ist ziemlich hart. Wie bist du damit umgegangen?

In gewisser Weise war es gut, dass ich so unerfahren und naiv war. Mir war nicht klar, dass ich meine Chance, Presenterin zu werden, verpasst hatte. So traf es mich zunächst nicht so hart. Ich bin einfach nach New Lynn gefahren und habe dort weiter unterrichtet.

Aber nach sechs Monaten, als ich anfing zu realisieren, was ich verloren hatte, habe ich richtig Angst davor entwickelt, auch andere zu enttäuschen. Das Wort wurde ein regelrechter Trigger für mich. Tauvaga war mein Mentor und half mir, damit umzugehen. Gleichzeitig stand er in Kontakt mit dem Team von LMI und sagte ihnen, dass ich mich weiterentwickelte und es sich lohne, mich weiter zu beobachten.

Als ich anfing, in New Lynn zu unterrichten, hatte ich im Durchschnitt etwa vier Teilnehmer in meinen Classes. Aber als ich besser wurde, stiegen die Teilnehmerzahlen auf über 30. Genau ein Jahr nachdem ich diese Class in Auckland City unterrichtet hatte, bekam ich eine E-Mail von LMI, in der sie mich baten, ein Video von meiner Class einzusenden. Sie sahen meine Verbesserung und luden mich ein, bei GRIT 20 als Presenterin dabei zu sein, gemeinsam mit Tauvaga. Er hielt meine Hand, während der ganzen Filming-Woche und unterstützte mich.

Aber ja, es hat eine Weile gedauert, bis ich mir der Auswirkungen dieser ersten Erfahrung vollständig bewusst wurde.

Wie hat es sich angefühlt, zurückzukehren und vor dem Team zu unterrichten, nachdem du beim ersten Mal abgelehnt wurdest?

Als mir klar wurde, dass dies meine zweite Chance war, um Presenterin zu werden, kamen mir natürlich Zweifel. Ich begann zu denken ‚Oh nein, ich bin sicher schon unten durch. Ich werde sie wieder enttäuschen.‘ Ich bin nicht wirklich ein emotionaler Mensch, aber es machte mir echt Angst zu wissen, dass ich wieder beurteilt werden würde und man mir vielleicht wieder sagen würde, dass ich nicht gut genug bin.

Aber ich konnte mir sagen: Es ist in Ordnung. Du lernst und entwickelst dich noch. Auch wenn ich noch nicht so weit war, wusste ich, dass ich besser werden würde. Ich war in der Lage, das Wort „enttäuschend“ in „entwickelnd“ zu verwandeln. Anstatt mir von anderen sagen zu lassen, dass ich nicht gut genug bin, sagte ich mir selbst: „Nein, ich werde es schaffen!“

In welchen Bereichen hast du an dir gearbeitet, um dich beim Unterrichten zu verbessern?

Ich wusste schon immer, dass es nicht ausreicht, nur zu unterrichten, um mich zu verbessern. Damit meine ich, dass ich nicht nur an den Mitgliedern üben sollte, sondern mir auch Zeit nehmen sollte, um vorher zu üben. Bevor ich eine Classes unterrichtete, nahm ich mir immer eine Stunde Zeit, um die Choreographie durchzugehen und zu überlegen, worauf ich als Coach achten würde. Oder ich übte die Moves vor dem Spiegel, um die Ausführung zu perfektionieren.

Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Coaching meine Schwachstelle war. Ich konnte physisch performen und ich wusste, wie ich den Hype und die Motivation rüberbringen konnte, aber ich musste mein Coaching verbessern. Ich führte ein kleines Tagebuch, in dem ich kleine Coaching-Tipps aufschrieb, die ich gehört hatte. Oder ich recherchierte, wie ich mehr aus einer Bewegung herausholen konnte, um zu sehen, wie ich das im Unterricht anwenden kann.

Das Zuhören und Zuschauen bei anderen Instruktoren hat mir ebenfalls sehr geholfen. Ich habe mir viele YouTube Videos angesehen, um mein Coaching bei BODYCOMBAT zu verbessern – Kampfsportvideos. Ich wollte mich in meinem Coaching authentisch fühlen und verstehen, wie ich meine Technik und mein Coaching verbessern kann, also schaute ich mir Videos an, die z. B. bestimmte Kicks oder Schläge aufschlüsselten. Ansonsten war ich auf das beschränkt, was in der Masterclass gesagt wurde, um damit meine Inhalte nicht zu schnell langweilig werden zu lassen. Du willst doch nicht jeden Dienstagabend genau dasselbe sagen ...

Ich bin mir sicher, dass viele Instruktoren gerne deinem Erfolg nacheifern würden. Welchen Rat würdest du Instruktoren geben, die einen ähnlichen Weg einschlagen wollen?

Es gibt ein Zitat, das ich liebe: „Die Qualität deines Trainings bestimmt die Qualität deiner Leistung.“ (Robin S. Sharma)

Viele Menschen wollen weiterkommen, ohne sich anzustrengen – und das sehe ich als Gruppenfitnessmanagerin. Wenn du Chancen bekommen willst, musst du auch die zusätzliche Arbeit hinter den Kulissen investieren, um sie dir zu verdienen.

Als ich meine Zweifel hatte, es ein zweites Mal bei LMI zu versuchen, weil ich dachte, dass sie bereits einen negativen Eindruck von mir hatten, gab mir Tauvaga einen tollen Rat: „Sei so verdammt gut, dass sie dich nicht ignorieren können.“ Diesen Satz habe ich nie vergessen. Das ist jetzt sechs Jahre her und ich schwöre noch immer darauf.

Wie hat das Unterrichten dich persönlich weitergebracht?

Früher machte es mir regelrecht Angst, unter Menschen zu sein. Es fiel mir schwer, mit anderen zu sprechen oder Augenkontakt herzustellen. Gerade bei Menschen, die ich nicht kannte, war ich immer sehr still.

Zu Hause fühlte ich mich wohl, aber sobald ich außerhalb meiner Komfortzone war, konnte ich nicht mehr sprechen. Ich lachte und kicherte nur nervös und ohne Grund. Das hat mich wirklich frustriert, weil ich wusste, wer ich zu Hause war, aber ich war einfach zu schüchtern, um mit neuen Leuten in anderen Situationen zu reden. Das Unterrichten half mir, das zu überwinden.

Was war die größte Herausforderung in deiner Laufbahn als Instruktor?

Selbstzweifel. Es ist sehr leicht, sich darin zu verlieren: „Oh nein, ich verdiene diese Chance nicht oder – sie werden denken, dass ich nicht gut genug bin.“ Die Erwartungen anderer Leute zu erfüllen war für mich das Schwierigste.

Was mir immer wieder hilft: Vertrauen in mich selbst. Auch wenn ich noch nicht so weit bin, bin ich von der Arbeit überzeugt, die ich hinter den Kulissen leiste. Es ist dasselbe wie mit jeder neuen Fähigkeit: Bleib dran und irgendwann wird es in dein Unterbewusstsein übergehen. Eines Tages wirst du unterrichten, ohne über deine Leistung oder dein Coaching nachdenken zu müssen, denn es wird sich natürlich anfühlen. Es braucht Zeit und Übung.

Wie entspannst du dich, wenn du nicht gerade unterrichtest oder arbeitest?

Ich bin ein echter Stubenhocker. Ich liebe es, mit meinem Freund und unserem Hund zu Hause zu sein. Ich spiele gerne Spiele, wie Sudoku auf meinem Handy oder Autorennen auf der PlayStation. Mein absolutes Traumdate ist es, mit einem Starbucks Frappuccino und Popcorn ins Kino zu gehen. Ich mag es, wenn man miteinander lachen kann, deshalb liebe ich Liebeskomödien – alles, außer Horrorfilme. Die machen mir Angst! Ich bekomme sie nicht mehr auf meinem Kopf und kann nur noch mit Licht schlafen.

Natasha Vincent ist BODYCOMBAT und LES MILLS GRIT National Trainerin und Presenterin sowie CEREMONY und LES MILLS CONQUER Instruktor. Sie lebt in Auckland, wo sie als Gruppenfitnessmanagerin bei LES MILLS Auckland City für LES MILLS GRIT, LES MILLS CONQUER und CEREMONY tätig ist.