PHILLIP MILLS: „ERKENNE DEINE STÄRKE“

Mit Blick auf unser neues Advanced Training – und dem Fokus die eigenen Stärken als Instruktor zu finden – haben wir uns mit Phillip Mills getroffen, um in einem zweiteiligen Interview herauszufinden, was ein Instruktor braucht, um Rockstar zu werden.

SARAH SHORTT:

Im neuen Advanced Training werden wir dazu aufgefordert, darüber nachzudenken, was uns antreibt zu unterrichten. Kannst du uns einen Einblick geben, was dich antreibt?

PHILLIP MILLS:

Ich habe mich schon immer gerne um andere gekümmert. Schon als Teenager wollte ich im Fitnessstudio den Teilnehmern bei ihrem Training helfen.

Wenn du mit mir ein Gespräch anfängst, dann erzähle ich dir viel mehr, als du eigentlich wissen wolltest – wie du dein Leben besser hinbekommst, wie du dich gesünder ernährst, ein besseres Training absolvierst und all die anderen Dingen. Und das ist eine Leidenschaft oder eine schlechte Angewohnheit oder so.

Aber ich habe viel zu geben und liebe, was wir tun.

Du hast das Originalsystem des Initial Module Trainings für Instruktoren entwickelt. Kannst du den Hintergrund dazu erläutern?

Als Athlet war ich immer die Art von Mensch, die sich viele Gedanken über Trainingsoptimierung und die beste Möglichkeit Ergebnisse zu erzielen machte.

Ich habe einen analytischen Kopf und meinen Abschluss in Philosophie gemacht. Bei der Philosophie geht es viel darum, warum die Dinge so sind, wie sie sind, und Dinge in einen logischen Fluss zu bringen.

Außerdem bin ich ein Fan von guten Instruktoren und liebe es, gute Kurse zu besuchen. Ich bin ein bisschen ein Nerd, wenn es darum geht, gute Instruktoren zu finden und auszubilden und Menschen bestmöglich zu trainieren.

Diese Kombination entpuppte sich als ziemlich nützlich, als wir das Trainingssystem für unsere Instruktoren entwickelten. Ich analysierte, was einen guten Trainer ausmacht, um daraus die fünf Key-Elemente des Initial Module Trainings festzulegen: Choreografie, Technik, Coaching, Connecting und Performance.

Phillip Mills

Beim neuen Advanced Training liegt ein Schwerpunkt auf dem Finden und Ausbauen der eigenen Stärken. Warum ist das wichtig?

Weil man sein Bestes gibt, wenn man seine Stärken zeigt. Du kannst eine Menge Zeit damit vergeuden, besser in etwas zu werden, was du einfach nicht kannst, oder du findest deine Stärken und baust diese aus.

In den vielen Jahren Gruppenfitness haben wir herausgefunden, dass erfolgreiche Trainer selten wirklich gut in mehr als einer Sache sind. Du kannst einen Trainer haben, bei dem es einfach Spaß macht, zuzuschauen. Vielleicht kommt er aus dem Ballett oder der Gymnastik. Die Leute kommen einfach, um ihm zuzusehen, weil die Bewegungen so inspirierend sind.

Dann gibt es wieder Leute, die sehr intelligent unterrichten und einfach großartige Coaches sind – sie wissen alles über das was, warum und wie und wir kennen wirklich viele solcher Menschen. Es gibt Leute, die haben eine atemberaubende Ausstrahlung auf der Bühne, weil sie Bühnenerfahrung mitbringen – wie G [Gandalf Archer Mills], Rach [Newsham] oder Des Helu. Das sind Leute, die anderen den Zauber und die Emotion eines Kurses vermitteln können – eine großartige Gabe.

Und dann hast du Leute, die einfach großartig vernetzen. Sie sind sehr sozial und wollen die Teilnehmer in ihren Kursen kennenlernen, kümmern sich um sie und wollen ihnen helfen.

Dabei musst du wirklich nur in einem dieser Dinge gut sein, um ein Rockstar zu werden und große Kursgruppen aufzubauen.

Eine weitere Seite ist der Part Choreografie. Wir haben nur wenige Leute gefunden, die wirklich exzellent darin sind, obwohl die meisten 95 % ihrer Zeit damit verbringen… Darum haben wir für unsere neuseeländischen Studios neue Standards gesetzt und der Rest ist Geschichte.

Was bedeutet das Ganze für das Assessment?

Wir beginnen damit, unser Bewertungssystem neu zu gestalten.

Unser aktuelles System sieht vor, dass jeder in jedem Bereich gut sein soll. Wir versuchen zu oft Quadrate in runde Löcher zu quetschen, anstatt zu sagen, lass es gut sein und lieber herausfinden, worin die Person gut ist und darin besser machen.

Das heißt nicht, dass du nicht an deinen Schwächen arbeiten sollst, aber wie Marcus Buckingham sagt, das Beste, was du tun kannst, ist etwas Schlechtes auf Nulllevel zu bekommen.

Ist das wichtig? Gibt es Minimalanforderungen? Ja – wir wollen keine Instruktoren haben, die schlechte Techniken lehren, denen die Leute nicht folgen können und wir wollen nicht, dass die Leute Übungen gezeigt bekommen, die ineffektiv oder gefährlich sind.

Wie auch immer, es ist so viel effektiver herauszufinden, worin du gut bist und das auszubilden – das ist es, was dich als Trainer wirklich erfolgreich werden lässt. Und deine Stärken liegen normalerweise dort, worin du gut bist. In der Regel erzielen Menschen ihre Stärken durch ihre Leidenschaft. Ihr ganzes Leben lang werden sie gewisse Dinge begleiten, die sie lieben und in die sie mehr Zeit investieren, wodurch sie diese Fähigkeiten von Kindheit an immer weiter ausbauen und zu einer Person werden, die diese Dinge wirklich gut kann.

Phillip Mills

Wie wichtig sind Connecting und Performance im Training?

In der Vergangenheit haben wir bezüglich des Trainings einige Fehler gemacht.

Im Bestreben, das Training zu kürzen (von drei auf zwei Tage), haben wir die Performance- und Connecting-Zeit im IMT vor einigen Jahren gestrichen, weswegen man diesen Fokus erst im AIM 2 – das die meisten nicht absolvierten – erlernt hat. Nun haben wir die Punkte wieder aufgenommen. Die meisten denken bei diesen Elementen an Advanced, aber das sind keine Advanced Skills, das sind einfach zwei der Schlüsselelemente, die Menschen besitzen, und wir müssen uns auf diese Menschen ebenso einstellen wie auf die anderen Fokussierungen auch.

Deswegen verbessern wir das. Wir haben das Initial Module Training neu aufgezogen, um Performance und Connecting wieder einzubinden und haben das Advanced Training weiterentwickelt… aber woran wir im Moment arbeiten, ist den Assessment-Prozess zu verbessern, damit die Bewertung echten Menschen gerecht wird – ihre Fähigkeiten und ihre Stärken berücksichtigt.

Was bedeuten Instruktoren für dich?

Ich habe die meiste Zeit in den 80ern mit Unterrichten verbracht. Daher habe ich eine große Empathie für unsere Instruktoren und Respekt dafür, was sie tun. Dort draußen sind so viele von ihnen, die die Welt verändern und zu einem besseren Ort machen, Menschen gesünder werden lassen, ihnen helfen, Dinge zu tun, die für sie nach außen und innen gut sind.

Ich habe diese „Mein Körper ist mein Tempel“-Philosophie. Das ist fast spirituell. Ich sehe mich als Krieger im Kampf für einen gesünderen Lebensstil. Ich will nicht, dass Leute Junkfood essen, sondern dass sie gesünder und glücklicher werden und eine bessere Gesellschaft aufbauen.

Ich schätze und respektiere die Tatsache, dass viele unserer Instruktoren ähnliche Gefühle diesbezüglich hegen und dass sie ein Teil von etwas Gutem in der Welt sein wollen. Aber ich bin empfindlich gegenüber Doppelmoral und erhobenem Zeigefinger. Ich bin skeptisch Menschen gegenüber, die zu viel über „Absichten“ sprechen, weil wir alle zu jeder Zeit aus unterschiedlichen Motiven handeln. Am Ende zählt nicht, was du sagst, sondern was du tust.

Sei dabei, wenn wir im nächsten Monat den zweiten Teil von Phillips Interview veröffentlichen, wo wir weiter in das Erbe von LES MILLS eintauchen.

Das Advanced Training gibt ab April 2019 in Deutschland. Erfahre hier mehr.