Rachael Newshams Weg zu mentaler Gesundheit

LES MILLS Programmdirektorin Rachael Newsham erzählt, was sie für ihr mentales Wohlbefinden tut. Lies hier, wie sie mit negativen Gedanken umgeht, welche Gedanken sie manchmal plagen und wie sie sich bewusst für ein gesundes Mindset entscheidet.

Frage: Wenn „wir sind, was wir essen“, sind wir dann auch das, was wir denken?

Stell dir eine Welt vor, in der andere sehen, was wir in den letzten 24 Stunden gegessen und gedacht haben.

Beängstigend, oder? Eine Frage dazu: Welcher Gedanke macht dir mehr Angst: Dass andere wissen, was du gegessen hast, oder was du gedacht hast?

Meine Vorstellungskraft läuft auf Hochtouren, aber wenn du mir eine Minute lang zuhörst, werde ich versuchen, dir den Gedanken dahinter zu erklären.

Für mich wäre die größere Sorge, meine Gedanken preiszugeben. Schließlich kaufen wir alle in denselben Supermärkten ein und sehen die Einkaufswagen der anderen. Im Grunde essen wir alle die gleichen Nahrungsmittel, also gibt es keine großen Geheimnisse. Es drohen keine ernsthaften Konsequenzen oder Verurteilungen.

Unsere Gedanken hingegen kann man nicht in denselben Geschäften kaufen. Sie werden in der Dunkelheit unseres Verstandes erschaffen. Sie sind für andere nicht sichtbar. Könnten andere meine Gedanken plötzlich lesen, wäre mir das unangenehm. Die Selbstzweifel. Die negativen Emotionen mir selbst gegenüber. Das Grübeln. Die Sorgen um gesellschaftliche Konventionen und vermeintlich wichtige Meilensteine, die ich noch nicht erreicht habe. Die Unsicherheit. Die Angst. Die Scham. All diese Gedanken und Gefühle erlebt jeder Mensch in irgendeiner Phase seines Lebens. Sie sind unausweichlich. Aber sie werden stigmatisiert und oft werden wir nach ihnen beurteilt. Sie sind das LETZTE, was andere von mir sehen sollen.

Nebenbei bemerkt: Wie lustig ist es, wenn du im Supermarkt jemanden aus dem Fitnessstudio triffst, der den Inhalt deines Einkaufswagens genau unter die Lupe nimmt, ha ha! Ich kann einige von euch schon schreien hören: „Das ist gar nicht lustig, Rach, das ist mir peinlich. Ich will doch nicht, dass jemand mein Nutella-Glas sieht!“ – Und ja, mir geht es genauso!

Zuerst möchte ich auf den Teil mit dem Essen eingehen. Ich persönlich mache mir darüber keine Sorgen, weil ich weiß, dass ich mich relativ gut ernähre. Woher ich das weiß? Mein Körper ist ein Produkt dessen, was ich esse. Er ist schon seit einiger Zeit voller Energie und meistert alle Herausforderungen hervorragend, die ich ihm stelle. Für diejenigen, die es genauer wissen wollen: Die Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen, wird von unserem Körper in Treibstoff umgewandelt, der zum Aufbau unserer Zellen und unseres Organismus beiträgt. Das ist wirklich beeindruckend.

Was meine Ernährung anbelangt lautet mein Moto: „Keep it real“.

Nach dem zu urteilen, was ich heute bisher gegessen habe, bestehe ich hauptsächlich aus schwarzem Kaffee und Vollfettsahne, Sonnenblumenkernen, Rosinen und Mandeln (es ist Montagmorgen). Aber ich bin klug genug, um zu wissen, dass der Körper von heute in der Küche von gestern erschaffen wurde. Deshalb gibt es bei mir ebenso Käse und Cracker, Rotwein und Chips wie geräucherte Makrele und Avocado auf Toast, Apfel, Erdnussbutter und griechischen Joghurt. LECKER. Bis auf die geräucherte Makrele. Die ist wohl nicht jedermanns Sache ... Auckland befindet sich aktuell wieder im Lockdown, also kann man ohnehin nur essen, was man eingekauft hat!

Damit komme ich zum zweiten Teil meiner vorherigen Aussage: Wir sind, was wir denken.

Ist es an der Zeit, eine Bestandsaufnahme meiner Gedanken zu machen? Ja, tolle Idee, Rach! Aber wie soll das aussehen? Wie ein Ernährungstagebuch? Nur, dass ich mich anstelle eines Kaloriendefizits (wie es viele Ernährungsberater empfehlen), darauf konzentriere, meinen Gedanken festzuhalten und einzuordnen, ob ich im positiven oder negativen Bereich bin?

Diese Gedanken sind mir heute schon im Kopf herumgeschwirrt:

  • Worüber ich diesen Artikel schreiben soll und ob sich wirklich jemand für mentale Gesundheit interessiert.
  • Habe ich heute die mentale Stärke, um diesen Artikel zu schreiben, oder sollte ich noch warten? Meine Stimmung ist nämlich nicht die beste, denn heute wurde bekannt gegeben, dass Auckland noch mindestens zwei Wochen lang abgeriegelt bleiben wird, so dass wir nicht wie der Rest Neuseelands den Lockdown hinter uns lassen können.
  • Warum heißt „Zoom“ eigentlich Zoom? Der Begriff „to zoom“ bedeutet im Englischen so viel wie rasen und suggeriert, dass wir uns schnell fortbewegen, obwohl wir bei einem Zoom-Meeting doch eigentlich nirgendwo hingehen und stillsitzen.
  • Wie kann es sein, dass ich in ein paar Wochen Geburtstag habe? Wurden wir nicht erst letztes Jahr in meiner Geburtstagswoche aus dem Lockdown entlassen?
  • Habe ich mich seit dem letzten Jahr so weiterentwickelt, wie ich es mir erhofft hatte? Und wann zum Teufel wird Amors Pfeil mich endlich treffen? Ich hoffe, es ist vor meinem nächsten Geburtstag ...
  • Ich frage mich, wer die App „BlueJeans“ genannt hat und wie viel er oder sie dafür bekommen hat. Lebt er oder sie auf Bali? Und warum regt mich das so auf? Hahaha!
  • Wird griechischer Joghurt wirklich von Griechen gemacht, oder ist das ein Marketing-Trick?

(Wenn du diese wirren Gedanken liest, sei bitte nachsichtig mit mir. Ich schreibe das hier im härtesten Lockdown, den es in Neuseeland bisher gab, und bin völlig isoliert, weil ich allein lebe. An einem normalen Montag wäre ich viel beschäftigter und hätte weniger Zeit für solche Gedanken.)

Wenn ich meine Gedanken wie ein Ernährungstagebuch betrachte – und sie im übertragenen Sinne in hoch- und minderwertige Lebensmittel einteile – dann sehe ich, dass nur sehr wenige meinen Tag bereichern werden.

Wenn ich meine Gedanken wie ein Ernährungstagebuch betrachte – und sie im übertragenen Sinne in hoch- und minderwertige Lebensmittel einteile – dann sehe ich, dass nur sehr wenige meinen Tag bereichern werden. Es sind nicht viele Ideen oder Ziele dabei, die einen Mehrwert bieten oder mir ein Gefühl der Zufriedenheit vermitteln.

(Abgesehen davon, dass ich hoffe, dass dieser Artikel dir hilft, mentale Gesundheit und all ihre geheimnisvollen Aspekte in einem neuen Licht zu sehen – was definitiv ein Erfolg wäre –, hoffe ich auch, dass du deinen gesunden Menschenverstand einsetzt, um abzuleiten, dass ich viel mehr Gedanken hatte als nur die oben genannten).

Deutlich wird jedenfalls, dass ich zu wenige positive Gedanken hatte! Toll: Daran kann ich jetzt arbeiten.

Muss ich also meine Gedanken ‚verbessern‘? Wenn ich bin, was ich esse, und ich bin, was ich denke, sollte ich mir meiner Gedanken bewusster sein und sie besser wählen? Ist das überhaupt möglich?

Die Gedanken bekommen nicht unbedingt eine Einladung für einen bestimmten Tag oder eine bestimmte Uhrzeit. Meistens tauchen sie einfach uneingeladen auf. Wie die Delta-Variante (die wurde auch von niemandem eingeladen!).

Rachel Newsham

DIE WISSENSCHAFT HINTER UNSEREN GEDANKEN

Hier ist der wissenschaftliche Teil, um das alles in einen Zusammenhang zu bringen. Interessanter Fakt: Das Gehirn verarbeitet jede Sekunde über 400 Millionen Bits an Informationen, aber nur etwa 2.000 Bits können bewusst verarbeitet werden. Um uns bei dieser Überlastung zu helfen, gibt es das RAS (Retikuläres Aktivierungssystem).

Das RAS befindet sich im Gehirn von Säugetieren und funktioniert als ein Netzwerk von Neuronen und Nervenfasern, das sich durch das Stammhirn zieht. Es fungiert als eine Art Sortierzentrale für eingehende Informationen und setzt Prioritäten für die Informationen, die wir zu verschiedenen Zeiten benötigen. Hier treffen unsere Gedanken, inneren Gefühle und äußeren Einflüsse aufeinander. Das habe ich im Buch „The Answer“ von Allan und Barbara Pease gelernt und habe es zum besseren Verständnis etwas vereinfacht dargestellt.

400 Millionen Bits an Informationen sind eine ganze MENGE, oder? Das gibt dem Begriff Multitasking eine völlig neue Dimension. Gut, dass es mein RAS gibt! Ich denke nicht, ... Warte mal kurz! Hahaha, die Ironie, dass ich jetzt „Ich denke nicht“ schreibe, bringt mich zum Nachdenken! Hahaha.

Das Denken findet statt, ohne dass wir etwas dafür tun müssen; es passiert einfach. Die bewusste Wahl von Gedanken unter all den Gedanken und Informationen, die uns um die Ohren fliegen, erfordert viel Übung.

Mich bewusst mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen ist mir nicht neu. Ich mache das schon seit einigen Jahren. Meine erste richtige Erinnerung daran, wie ich gelernt habe, meine Gedanken mit Bedacht zu wählen, war zu Beginn meines Erwachsenenlebens, als die Dinge nicht so liefen, wie ich es mir erhofft hatte. Damals beherrschte die Angst meine Entscheidungen. Obwohl ich rational wusste, dass es falsch war, Angst zu haben, hatte die Angst die ganze Macht, denn ich hatte noch nicht die mentale Stärke, um zu wissen, dass ich die Liebe über die Angst stellen konnte. Meine Stimme zu erheben, war ein Akt der Selbstliebe, den ich erst erkannte, nachdem ich jahrelang blind dafür gewesen war.

Ich habe gelernt, meine Gedanken zu wählen, als ich merkte, dass ich das gewünschte Ergebnis selbst bestimmen wollte, anstatt zuzulassen, dass Angst mein Denken und Verhalten kontrolliert.

Ich habe gelernt, meine Gedanken zu wählen, als ich merkte, dass ich das gewünschte Ergebnis selbst bestimmen wollte.

So einfach das auch klingt, es ist eine ständige Entscheidung, die wir im Bewusstseinskontinuum treffen können. Ich nenne es das ‚Bewusstseinskontinuum‘, weil ich oft nicht merke, dass ich in ein negatives Gedankenmuster abdrifte. Irgendwann hoffe ich, dass ich aus diesem Gedankenmuster herauskomme, indem ich mir bewusst mache, dass es da ist. Das ist der Moment auf dem Bewusstseinskontinuum, in dem ich erkenne, dass mein Verstand standardmäßig denselben „Film“ abspielt, und ich bewusst auf „Stopp“ drücke. Dann wähle ich einen neuen Film (Gedanken), drücke auf „Play“ und wiederhole diese Schritte, bis die negativen Gedanken verschwunden sind.

Ich weiß, dass die Wiederholung des Films nichts ändern wird, aber ich suche unbewusst nach einem Hinweis, den ich übersehen habe und der mir hilft, mich besser zu fühlen oder einen anderen Weg zu finden, den ich hätte einschlagen können.

Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Das ist Physik. Zeitreisen gibt es nicht. Ich sehe mir diese Szene jetzt zum zehnten Mal an. Ich schaue mir einen Film an, den ich schon längst nicht mehr mag, und fühle mich mies, aber wozu? Ganz genau.

Wenn ich mir also einen „schlechten“ Film in meinem Kopf ansehe, fühle ich mich selbst schlecht. Umgekehrt fühle ich mich gut, wenn ich in Gedanken einen „guten“ Film über einen lustigen Moment abspiele. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich meine Gefühle kurzfristig ändern kann, indem ich meine Gedanken unterbreche und mich bewusst für andere entscheide.

Ich kann meine Gefühle kurzfristig ändern, indem ich meine Gedanken unterbreche und mich bewusst für andere entscheide.

In jedem Moment verarbeite ich 400 Millionen Bits an Informationen. Wow, das ist gut! Oder?! Um diesen Prozess zu unterbrechen, muss ich ziemlich laut schreien. Ein Flüstern reicht nicht aus, um den Lärm zu durchbrechen. Ich muss meine selbstbewusste Stimme benutzen und laut sprechen. Es braucht ein bisschen Übung, aber irgendwann wird diese Stimme gehört und hat in meinem Kopf einen festen Platz am ‚Diskussionstisch‘.

Rachel Newsham

SO FÖRDERST DU EIN GESUNDES MINDSET

Meiner Meinung nach ist der beste Weg, um im Kopf Ordnung zu halten, ein bisschen Denkarbeit und Gedanken sortieren – und ausnahmsweise mal weniger Recycling (von Gedanken)!

Wenn du die Führung in deinem Leben übernimmst, musst du unerwünschte Gedanken, Vorstellungen und unrealistische Szenarien aus dem Weg räumen. Wirf sie in den metaphorischen Mülleimer und erhebe deine innere Stimme.

Wenn mein imaginäres Szenario jemals Realität wird, in dem jede unserer Mahlzeiten und jeder unserer Gedanken für andere sichtbar wird, sollte jeder, der diese bewusste Auswahl von Gedanken geübt (und den Hauswirtschaftsunterricht in der Schule gemeistert) hat, gut fürs Leben gerüstet sein.

Ich glaube, wir sind, was wir essen, und ich glaube auch, wir sind, was wir denken. Deshalb achte ich auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung und gesunde und ausgewogene Gedanken.

Bewusste Entscheidungen zu treffen, hat mir als erwachsene Frau sehr viel Kraft gegeben. Die Entscheidung, Liebe über Angst zu stellen, hat mir sehr geholfen und ist zu meinem Lebensmotto geworden.

Ich glaube, wir sind, was wir essen, und ich glaube auch, wir sind, was wir denken. Deshalb achte ich auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung und gesunde und ausgewogene Gedanken.

Rachel Newsham